Jahreshauptversammlung 10.12.2012  

 

 

ASV Durlach stellt sich komplett neu auf

Alexander Spitz scheidet aus Vorstand aus

Neues Vorstandsteam im Frühjahr in Sicht

Gespräche mit den Gläubigern werden fortgesetzt

Die erste Jahreshauptversammlung seit Juli 2010 erlebten rund 90 Mitglieder und Vertreter von Presse und Politik am 10. Dezember in der Durlacher Nikolauskapelle. Die Situation des ASV ist massiv angespannt, da der Verein derzeit seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Es drückt ein Steuerbescheid in Höhe von rund 65.000 Euro, der aufgrund von Steuerschätzungen des Finanzamtes zustandegekommen ist. Die ASV-Konten, durchaus mit Guthaben, sind gepfändet. Ebenfalls im Raum steht eine knapp 10.000 Euro hohe Forderung der Stadtwerke und eine titulierte Forderung aus dem Büro des ehemaligen Schatzmeisters, der gegen den ASV rund 22.000 Euro geltend macht - für Arbeiten, die er, so der scheidende Vorsitzende Alexander Spitz, nicht geleistet hat. In seinem Rechenschaftsbericht verwies Alexander Spitz darauf, in seiner Amtszeit massiv Bankverbindlichkeiten des ASV abgebaut zu haben und die Kosten gesenkt zu haben. Was die Mitglieder in der anschließenden, trotz des brisanten Themas sachlich verlaufenen Aussprache jedoch vermissten, waren Auskünfte über die Einnahmeseite, wobei offensichtlich viele Gelder an den vom Verein nicht zu kontrollierenden Förderverein geflossen sind. Spitz musste sich auch die Frage gefallen lassen, wie es sein kann, dass ein Schatzmeister eine Rechnung an den Verein in Höhe von 22.000 Euro stellt und diese Forderung als Versäumnisurteil rechtskräftig werden kann. Dies sei sein Fehler gewesen, räumte Alexander Spitz ein, der zudem vorschlug, durch einen Sonderbeitrag der Mitglieder die Verbindlichkeiten zu bedienen.

Eine Entlastung des Vorstandes konnte nicht erfolgen, da den Kassenprüfern für den Entlastungszeitraum keine prüfbare Buchhaltung vorlag. Zu direkten Neuwahlen kam es (noch) nicht. Es hat sich aber eine Gruppe von ca. sieben Personen namentlich und zu Protokoll bereiterklärt, in einem Kollektivvorstand Verantwortung zu übernehmen, sobald über das noch bestehende Insolvenzrisiko Klarheit herrscht und die am selben Abend beschlossene Satzungsänderung, die die Abkehr vom „Führerprinzip“ vorsieht und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt, im Vereinsregister eingetragen ist. Der ASV wird also in wenigen Wochen eine neue Mitgliederversammlung erleben.

In der Zwischenzeit wird das neu vorgesehene Führungsteam, juristisch und steuerrechtlich betreut, mit den Gläubigern verhandeln und ist zudem aufgefordert, Sponsoring- und Spendenmittel beizutragen, denn der ASV-Vorstand besteht gegenwärtig nur aus Alexander Spitz, der nach seinen eigenen Worten vorsorglich bereits im Oktober die Ergänzung durch einen Notvorstand beim Registergericht beantragt hat und am operativen Geschäft nicht mehr teilnimmt.

Dies ist auch für die 1. Mannschaft existentiell: Im Winter beginnt die Wechselfrist, und mehrere Spieler haben angekündigt, den Verein zu verlassen, wenn die vereinbarten zwar geringen, aber dennoch seit Herbst offenen Aufwandsentschädigungen nicht gezahlt werden können. Es steht damit der Rückzug aus der Verbandsliga im Raum, wenn sich keine Sponsoren finden. Bei einem Rückzug der 1. Mannschaft käme auch ein Planinsolvenzverfahren nach dem „Vorbild“ des SSV Reutlingen in Betracht, bei dem die Gläubiger mit einer bestimmten Quote bedient werden; der Abstieg in die Landesliga ist dann zwingend. Bis Heiligabend soll die Mannschaft informiert werden.

Die ASV-Zukunft liegt also nach wie vor zwischen „Null und 100“. Wer als Sponsor (zugunsten des Sportbetriebs) oder als Spender (zugunsten des Vereinsvermögens) auftreten möchte, kann sich über die Homepage des ASV melden – auch dann, wenn er einen potentiellen Sponsor oder Spender kennt. Die Zeit drängt.

In der Anspannung der allgemeinen Situation ging fast unter, dass die Versammlung mit nur einer Gegenstimme den Antrag angenommen hat, die bisherige Planung für den Sport- und Freizeitpark „Untere Hub“ zu billigen und den Umzug auf das neue Gelände anzustreben. Mit einer neuen Anlage könnte der ASV weitere Sportangebote erschließen und zu neuer Stärke erblühen. Auf dem vorhandenen ASV-Gelände aus der Nachkriegszeit ist die Realisierung eines derartigen sozialen Projekts für Durlach und das ganze Pfinztal jedoch unmöglich.

 Jan-Dirk Rausch