Seither hat sich vieles in die richtige Richtung bewegt beim einstigen Vorzeigeklub. Die Gaststätte am Stadion wurde wieder eröffnet, drei Jugendmannschaften konnte der ASV in kürzester Zeit auf die Beine stellen. Auch sportlich lief es nach einem holprigen Start in der neuen Spielklasse zuletzt wieder rund. Doch jetzt das: Zum Trainingsauftakt der Wintervorbereitung am vergangenen Sonntag präsentierte der Turmbergklub einige neue Gesichter, die man in der Vorrunde noch in der Oberliga Baden-Württemberg bestaunen konnte: Kevin Esswein (Karlsruher SC U23) und Dominik Reiß (TSV Grunbach). Komplettiert wird der Kader durch Lukas Jonhoff, der vom südbadischen Landesligisten FC Rastatt 04 nach Durlach wechselt.
Der Aufschrei im Fußballkreis war daraufhin groß, zu präsent sind noch die Ereignisse des vergangenen Jahres, als der angeschlagene Traditionsverein um die Existenz kämpfte. Nur unter größter Anstrengung und Zugeständnissen der Gläubiger konnte die Insolvenz noch abgewendet werden. „Es war nicht einfach, die Leute davon zu überzeugen, den ASV beim Wiederaufbau zu unterstützen“, erklärt Sportchef Günter Cuntz, der mit seinen Mitstreitern anfangs mit starkem Gegenwind zu kämpfen hatte. „Doch wir haben es geschafft, dass die Leute wieder Vertrauen in den Verein haben.“ Ein wichtiger Schritt für den ASV, um langfristig auf gesunden Beinen zu stehen. Dass das wiedererlangte Vertrauen nach den für Landesliga Verhältnisse spektakulären Neuverpflichtungen wieder etwas gelitten haben könnte, glaubt Cuntz aber nicht. „Ich kann nachvollziehen, dass sich die Leute fragen, ob wir nichts aus unseren Fehlern gelernt hätten. Doch sie kennen die Hintergründe nicht. Ich weiß, auf was die Jungs verzichten. Davor kann man nur den Hut ziehen.“
Cuntz fädelte die Transfers dank seiner vielfältigen Kontakte ein. In der U16 des KSC spielten Esswein und Reiß noch vor Jahren unter dem Trainer Cuntz, der Kontakt brach nie ab. „Ich verfolge den Werdegang der beiden ja immer noch, als ich gesehen habe, dass sie nicht regelmäßig spielen, habe ich das Gespräch gesucht“, erzählt Cuntz. Gemeinsam mit den Eltern saß er am Verhandlungstisch. Cuntz musste Überzeugungsarbeit leisten, nicht nur bei den Eltern und den Spielern, letztlich hing es an den abgebenden Vereinen. „Hätten sie die Freigabe verweigert, wären die Transfers nicht zu realisieren gewesen“, erläutert der ehemalige Spieler des Karlsruher SC.
Finanziell mussten die ehemaligen Cuntz-Schützlinge satte
Abstriche machen. „Sie bekommen nicht mehr, als jeder andere
Spieler bei uns im Kader und werden aus dem aktuellen Etat
bezahlt“, versichert der 69-Jährige und fügt an: „Es ist doch
auch klar, dass die Transfers nur durch persönliche Beziehungen
zustande gekommen sind und nicht aufgrund finanzieller Dinge.“
Der ASV könnte aber nur eine kurze Zwischenstation für die
ehemaligen Oberliga-Kicker sein. „Sie brauchen Spielpraxis, um
sich zu entwickeln. Wir haben vereinbart, dass sie zunächst die
Rückrunde beim ASV spielen und wir uns im April nochmals
zusammensetzen und über die kommende Saison sprechen“, so Cuntz,
der die jüngsten Neuverpflichtungen nicht nur als sportliche
Bereicherung für den ASV ansieht. „Beim Trainingsauftakt waren
die Eltern mit dabei, haben danach gemeinsam mit den Jungs in
der Gaststätte gegessen. Das ist ein wichtiger Beitrag zum
Vereinsleben, das man beim ASV überhaupt nicht mehr kannte“,
freut sich Cuntz. Es sind eben die kleinen Gesten und
Entwicklungen, die den sportlichen Leiter positiv stimmen, dass
man dem ASV in absehbarer Zeit wieder gemeinsam zu alter Stärke
verhelfen zu kann.